Wohnung Boskovits 1, gestaltet nach Plänen von Adolf Loos – Der aus Temeswar gebürtige Industrielle Friedrich Boskovits (1863–1936) ließ um 1907 seine neue Wohnung in Wien IX., Frankgasse1/12 vom bekannten Architekten und Designer Adolf Loos (1870–1933) gestalten. Ein Speisezimmer mit Kamin, großer Anrichte sowie massiver Mahagoni-Wandvertäfelung und dekorativem Stuckfries wurde eingerichtet, daran reihten sich ein gestalteter Musiksalon und ein Herrenzimmer mit Kaminnische. Als Friedrich Boskovits und seiner Frau Charlotte aufgrund der Heirat ihrer Tochter Alice mit dem Schweizer Unternehmersohn Hans Otto Wessner die Wohnung in der Frankgasse zu klein wurde, übersiedelte die Familie in die weit größere Wohnung im Mezzanin des Hauses Bartensteingasse 9 in der Nähe des Rathauses. Das Loos’sche Speisezimmer wurde gemeinsam mit vielen Kunst- und Einrichtungsgegenständen aus der Frankgasse in die Bartensteingasse transferiert.
Wohnung Boskovits 2, adaptiert nach Angaben von Adolf Loos – die Adaptierungsarbeiten waren nach Beratungsgesprächen mit Adolf Loos erfolgt, wie ein in der Wienbibliothek im Rathaus erhaltener Briefwechsel zwischen Adolf Loos und seiner Frau Elsie Altmann-Loos zeigt. Die aufwendigen Umbauarbeiten, die sich durch erhaltene Handwerkerrechnungen minutiös belegen lassen, fanden zwischen Juli und Oktober 1927 statt. Besonderer Wert wurde auf die Übertragung des Speisezimmers gelegt. Die grünsamtigen Sitzmöbel, das große Buffet, Teile der Lambrien, der Stuckfries, der Kamin, der Luster, ja sogar die Teppichböden oder Textiltapeten und Einrichtungsgegenstände für Herrenzimmer und Musiksalon wurden 1927 mitübersiedelt. Noch im selben Jahr führte der Loos-Schüler Felix Augenfeld für die spätere Widerstandskämpferin Muriel Gardiner einen Umbau der Wohnung von Friedrich Boskovits in der Frankgasse durch. Die Familie Boskovits-Wessner lebte bis in die Mitte der 1980er Jahre in der Bartensteingasse 9, wo sich das Architekturjuwel der Wiener Moderne bis heute erhalten hat.
Musealisierung als Loos-Räume – nachdem die Wohnung von der Stadt Wien erworben und restauriert worden war, bezog 1991 die Verwaltung und Benützung der international renommierten Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus in die ehemalige Privatwohnung. Seit 2013 ist ein musealer Rundgang durch die Wohnung möglich: In der für Ringstraßenbauten typischen großzügigen Raumaufteilung bildet das Speisezimmer von Adolf Loos aus dem Jahr 1907 den eindrucksvollen Höhepunkt. Herrenzimmer und Musiksalon werden nach der Verlegung der Leseräume für die Musikalien ins Rathaus als Veranstaltungs- und Vermittlungsräume genutzt. Eine ausführliche Dokumentation der Bauherren- und Wohnungsgeschichte sowie von Leben, Werk und Schriften von Adolf Loos ergänzen das prachtvolle Raumensemble.