Als das Wiener Rathaus 1883 eröffnet wurde, war es ein stadtweites Ereignis – „talk of the town“. Die Ausstellung „Monument der Stadt“ geht den vielfältigen Facetten dieses Bauwerks nach: Sie beleuchtet die bewegte Baugeschichte, die reiche Innenausstattung und seine Rolle als Schauplatz historischer Ereignisse und Feste. Darüber hinaus wird der Alltag in einem der bedeutendsten Verwaltungs- und Repräsentationsbauten Wiens thematisiert.
Von der Stadterweiterung zum Wahrzeichen
Ausgehend vom Alten Rathaus in der Wipplingerstraße zeigt die Ausstellung frühe Planungen für ein neues Rathaus im Rahmen der großen Stadterweiterung des 19. Jahrhunderts. Die Ringstraßenära brachte 1868 eine internationale Ausschreibung, aus der Friedrich von Schmidt als Sieger hervorging. Ursprünglich in der Nähe des Stadtparks geplant, wurde das Rathaus schließlich auf Initiative von Bürgermeister Cajetan Felder an seinen heutigen, repräsentativen Standort verlegt – mitten im Spannungsfeld zwischen Parlament, Universität und Burgtheater.
Anhand originaler Architekturzeichnungen, Fotografien aus der Bauzeit und zum Teil noch nie gezeigter Ausstattungsteile wird die Entstehung dieses urbanen Monuments anschaulich dokumentiert.
Ort der Politik, Bühne der Gesellschaft
Seit über 140 Jahren ist das Rathaus Sitz der Stadtregierung und Zentrum der Verwaltung. Gleichzeitig war es von Anfang an ein Ort der Kultur – und ist bis heute eine der aktivsten Veranstaltungsstätten Wiens. Mit dem neuen Rathaus erhielt das Wiener Bürgertum erstmals die Möglichkeit, gesellschaftliche Ereignisse in einem Rahmen zu feiern, der den höfischen Inszenierungen ebenbürtig war.
Die Ausstellung macht deutlich, wie das Rathaus zum politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt der Stadt wurde – als Ort demokratischer Öffentlichkeit und bürgerlicher Selbstverwirklichung.
Friedrich von Schmidt – der Architekt des Rathauses
Im Zentrum steht der Jubilar selbst: Friedrich von Schmidt, einer der bedeutendsten Architekten der Donaumonarchie. Neben seiner Rolle als Dombaumeister des Stephansdoms prägte er mit seiner Lehrtätigkeit Generationen von Architekt*innen des Späthistorismus. Eine besondere Werkübersicht zeigt erstmals private Leihgaben aus dem Nachlass seiner Familie und würdigt sein umfangreiches Schaffen.
Die Wienbibliothek im historischen Rahmen
Die Ausstellung findet an einem besonderen Ort statt: Die Wienbibliothek ist durchgehend seit 1886 im Rathaus untergebracht – damals als Stadtbibliothek gegründet, seit 2004 unter ihrem heutigen Namen. Als Forschungsort zur Wiener Kulturgeschichte teilt sie sich ihren Ursprung mit dem Wien Museum und dem Wiener Stadt- und Landesarchiv – allesamt Institutionen, die als ehemalige Städtische Sammlungen eng mit dem Rathaus verbunden sind.
Ausstellungskuratoren
Gerhard Murauer, Wienbibliothek
Andreas Nierhaus, Wien Museum
unter Mitarbeit von Franz J. Gangelmayer, Wienbibliothek
Ausstellungsgrafik
Gerhard Bauer, BAUERund
Ausstellungsgestaltung
Irina Koerdt und Sanja Utech, koerdtutech